Zugegeben, der war (zufällig) schon gestern - heute haben wir Tag 13 des "Lockdown Light" erreicht. Freitag, der 13., gilt als ein Tag, an dem besonders viele Unglücke passieren können - zum Beispiel wurde tatsächlich ausgewertet, ob an einem Freitag, den 13., mehr Verkehrsunfälle mit schwerem Sachschaden passieren als an einem Freitag, den 6., oder einem Freitag, den 20. Das war allerdings nicht der Fall - vielleicht ist an dem Aberglauben ja doch nichts dran. Da wird sich auch Willi, unser schwarzer Kater, freuen...
Trotzdem soll's heute mal um Unfälle gehen. Vielleicht überlegt ihr euch jetzt, wie denn Reitunfälle passieren können, wenn gar kein Reitunterricht stattfindet - um die geht es aber gar nicht. Denn neben den Futterlieferungen und dem Hufschmied muss noch jemand regelmäßig in den Stall kommen: Der Tierarzt. Die Pferde müssen zu bestimmten Terminen im Jahr geimpft und entwurmt werden - das lässt sich auch in Corona-Zeiten nicht einfach so verschieben.
Hinzu kommt, dass die Verletzungsgefahr steigt, je mehr die Pferde sich auf dem Paddock austoben und in der Herde miteinander spielen oder auch mal die Rangordnung klären. Bei 35 Grad im Sommer wird eher mal in der Sonne gedöst oder wahlweise ein schattiges Plätzchen gesucht - bei Pferden liegt die Wohlfühltemperatur außerdem deutlich niedriger als bei Menschen. Die sogenannte thermoneutrale Zone (TNZ) ist - beim Mensch, aber auch beim Pferd - der optimale Temperaturbereich, in dem bequem die eigene Körpertemperatur aufrecht erhalten werden kann. Bei erwachsenen Pferden in milden Klimazonen liegt sie zwischen 5 und 25 Grad Celsius. Gesunde, ungeschorene Pferde empfinden Temperaturen zwischen 5 und 15 Grad Celsius als angenehm.
Wenn wir also langsam zur dicken Jacke greifen, weil wir frieren, fühlen Pferde sich erst so richtig wohl - und je kälter es wird, desto mehr steigen Bewegungsfreude und Bewegungsbedarf (im Winter dann auch, um sich aufzuwärmen). Sicher habt ihr es in euren Reitstunden auch schon bemerkt, dass die Pferde im Winter ein wenig flotter unterwegs sind und manchmal auch eine Extrarunde galoppieren, obwohl das gar nicht so gewollt war, oder einen freudigen Bocksprung machen, weil sie sich wohl fühlen oder ihre Energie loswerden wollen.
Auch draußen auf dem Paddock ist im Winter also oft mehr los als im Sommer auf der Koppel. Was beim Zuschauen oft nett aussieht, kann aber gefährlich werden: Die Pferde können sich vertreten, stolpern und fallen oder sich beim Spielen oder bei Rangkämpfen gegenseitig verletzen. Das ist im "Corona-Winter" natürlich nicht anders als in jedem anderen Winter - aber jetzt sind die Pferde durch den Ausfall der Reitstunden weniger ausgelastet als sonst. Praktisch jeden Tag gibt's neue Schrammen oder auch mal eine geschwollene Stelle bei dem einen oder anderen Vierbeiner. Das muss nicht nur kontrolliert und im Zweifelsfall versorgt werden, manchmal muss eben auch ein Tierarzt draufschauen - und auch der schickt hinterher natürlich völlig zu Recht eine Rechnung.
Das sind Kosten, die sich - bis auf die regelmäßigen Impfungen und Wurmkuren - nicht vorhersagen lassen, die aber in Zeiten, in denen weniger los ist (zum Beispiel jetzt durch die "Corona-Schließung") eher noch ansteigen. Verletzt sich ein Pferd schlimm bzw. erkrankt es heftig, kommt schnell eine ordentliche vierstellige Summe für die Behandlung zusammen - die in unsere monatlichen Grundkosten von 12.000 Euro natürlich noch gar nicht eingerechnet ist.
Also klopfen wir jetzt wohl ganz abergläubisch mal alle zusammen auf Holz - wie gut, dass Freitag, der 13., schon vorbei ist!