Angrasen für die Koppel-Saison

Ihr habt es sicher schon mitbekommen: Vor oder nach euren Reitstunden, Volti-Trainings und Kurs-Teilnahmen heißt es jetzt "Angrasen". Für unsere Schulpferde geht es für einige Minuten auf die Wiese, wo sie - noch an Halfter und Strick - ein wenig fressen dürfen. Bis zum Start der Koppel-Saison im Mai solltet ihr noch etwas Zeit mitbringen, denn die "Gras-Dauer" wird immer länger. Was es damit auf sich hat, erklären wir euch heute.

Ein anderer Begriff für das Angrasen ist übrigens "Anweiden". So oder so geht es aber darum, die Pferde nach einem Winter auf dem Paddock an frisches Gras zu gewöhnen, bevor sie ihre freie Zeit auf der Koppel verbringen. Wird das nicht oder nicht ordentlich gemacht, kann das für unsere Vierbeiner nämlich böse Nebenwirkungen haben: 

 

Während Heu zwar voller Rohfasern, dafür aber sehr trocken ist und nur wenig Eiweiß enthält, ist frisches Gras das genaue Gegenteil davon: Rohfaserarm, aber voller Eiweiß und mit einem hohen Wassergehalt. Für die Pferde ist das sehr verlockend - sie wissen aber nicht, dass zu viel junges Gras schädlich sein kann. Deswegen müssen wir aufpassen, dass sie sich schonend daran gewöhnen. Ansonsten kann das zu Durchfall, Koliken und sogar Vergiftungen führen.

 

Um das Gras auf der Koppel ordentlich verdauen zu können, benötigt das Pferd spezielle Darmbakterien. Die sind in den Wintermonaten, wenn es kein frisches Gras gibt, nur in sehr geringen Mengen im Pferdedarm vorhanden und müssen sich im Frühjahr neu bilden. Über eine Dauer von mehreren Wochen wird mit kurzen Ausflügen aufs frische Grün begonnen, die dann immer weiter ausgeweitet und verlängert werden.

 

Die Koppel-Saison beginnt üblicherweise Anfang Mai - je nach Wetterlage kann sich dies zwar um ein paar Tage verschieben, bis dahin sollten die Pferde sich allerdings ans Gras gewöhnt haben.

 

Das bedeutet für euch: Von Woche zu Woche muss etwas länger "angegrast" werden. Ihr solltet also - in Absprache mit eurem Übungsleiter - vor und/oder nach euren Reitstunden und Trainings etwas mehr Zeit mitbringen. Nur wenn alle mitmachen, dürfen unsere Pferde sich bald über ausgiebige Ausflüge auf die Koppel freuen - zum Wohl und für die Gesundheit unserer Pferde solltet ihr diese Zeit also unbedingt investieren. Auch, wenn es mal eine ganze Stunde ist.

 

Nach dem kalten und eher dunklen Winter werdet ihr aber sicher merken, dass es jetzt gleich wieder viel mehr Spaß macht, zusätzliche Zeit auf dem Wiesenhof zu verbringen - wo es auch außer dem Angrasen immer etwas zu tun gibt. Sättel und Trensen wollen regelmäßig gepflegt werden, damit sie lange halten und heil bleiben, und die Paddocks und Koppeln müssen auch immer wieder von Pferdeäpfeln befreit werden - alles Aufgaben, bei denen alle Vereinsmitglieder mit anpacken sollen und müssen und die nicht von einzelnen erledigt werden können. Damit wir alle weiterhin Spaß auf dem Wiesenhof haben, muss jeder ein paar Minuten investieren.

 

Übrigens: Gerade im Frühjahr hat das Gras einen besonders hohen Eiweißgehalt. Wenn ihr das Gefühl habt, dass ein Pferd das nicht gut verträgt, dann sagt bitte sofort euren Übungsleitern Bescheid. Gut ist es, wenn ihr Stellen findet, an denen das Gras noch etwas länger ist - kurzes Gras ist nicht so eiweißreich, so dass die Pferde sich nur schlecht daran gewöhnen können, hat dafür aber einen hohen Anteil an Fruktan, also Fruchtzucker.

 

Aber: Wiesen und Weiden, die nicht dem Verein gehören, sind tabu! (Außer bei öffentlichen Wegen, aber hier trefft ihr dann oft auf Hundebesitzer und leider sehr verschmutzte Wiesen.) Angrasen könnt ihr die Pferde auf der Wiese vor dem Reitweg oder vor und neben dem Reitplatz. Die Koppeln selbst wurden vor wenigen Tagen von einigen Vereinsmitgliedern gedüngt (danke für den Einsatz!) und können momentan nicht genutzt werden. Auch der Reitweg selbst ist nicht zum Grasen gedacht - reißen die Pferde dort das Gras aus dem Boden, wird er bei der späteren Nutzung zum Reiten zu schnell rutschig und geht kaputt.