Immer höher

Wir nähern uns Neujahr und damit dem Neujahrsspringen bei uns auf dem Wiesenhof - als Einstimmung verraten wir euch in einer kleinen Serie auf Twitter jede Menge (hoffentlich) Interessantes rund um das Thema Neujahrsspringen. Nachdem wir uns schon gestern virtuell auf den Pferderücken geschwungen haben, geht es heute dort weiter, wo wir gestern aufgehört haben - allerdings nicht bei einem "normalen" Springturnier, sondern bei einer anderen Variante des Springreitens, die ebenfalls bei einigen Reitvereinen als Neujahrsspringen genutzt wird.

 

Heute widmen wird uns dem - nicht unumstrittenen - Thema "Mächtigkeitsspringen". 

 

Bei einem Mächtigkeitsspringen (in Deutschland auch "SB-Springen" genannt) geht es darum, wer es über das höchste Hindernis schafft. Meistens beginnt die Prüfung mit einem normalen Umlauf nach Fehlern (nicht nach Zeit - den Unterschied haben wir ja gestern erklärt) in einem Parcours, dann folgen drei bis vier Stechen. Am Ende des Parcours steht eine Mauer aus Einzelteilen, die sich leicht verschieben lassen. Bei internationalen Wettbewerben ist diese Mauer schon im normalen Umlauf etwa 1,70 Meter hoch.

 

Sind nach dem ersten Umlauf mehrere Teilnehmer gleichauf auf dem ersten Platz (fehlerfrei oder mit der gleichen Anzahl von Fehlern), geht es ins erste Stechen.  Der Parcours wird dafür stark verkürzt - oft bleibt nur noch ein "normales" Hindernis und die Mauer übrig, über die gesprungen werden muss. Die Mauer wird dabei von Runde zu Runde erhöht.

Zugegeben - Sprünge dieser Höhe sehen ja wirklich spektakulär aus. Es gibt Pferde (und Reiter), die sich auf diese Art von Prüfung spezialisiert haben und natürlich wird auch ganz speziell dafür trainiert. Trotzdem entspricht es nicht unbedingt der Natur eines Pferdes, über Hindernisse zu springen, die größer sind als es selbst - denn als Fluchttier sieht es nicht, was sich dahinter verbirgt. Ein Pferd würde lieber den Umweg außen herum nehmen. Ganz abgesehen davon, dass der Weg um die Mauer herum auch deutlich schonender für die Gelenke des Pferdes wäre.

 

Ein guter Reiter kennt die Grenzen seines Pferdes und nimmt Rücksicht darauf - man sollte unbedingt darauf achten, dass das Pferd noch Spaß am Springen und vor allem keine Schmerzen hat. Die Hindernisse sollten also eine Höhe haben, die man als Reiter und Pferdefreund gut vertreten kann. Im Gegensatz dazu ging es ging es vor allem in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg darum, immer neue Höhenrekorde aufzustellen - damals unter dem Begriff "Kanonenspringen". 

 

Der höchste Mächtigkeits-Sprung, der jemals von einem Pferd bewältigt wurde, war 2,47 Meter hoch. Das Pferd, dem diese unglaubliche Leistung am 5. Februar 1949 in Santiago in Chile gelang, war ein Vollblüter mit dem Namen "Huaso ex-Faithful" - zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre alt. Ursprünglich hieß das Pferd nur "Faithful" und wurde im Rennsport eingesetzt, wo er allerdings nie gute Ergebnisse erzielte. Er wurde verkauft und sein neuer Besitzer dachte, er könnte "Faithful" in der Dressur einsetzen. Kurz nach Beginn des Dressur-Trainings hatte "Faithful" allerdings einen Unfall (und musste fast eingeschläfert werden). Er erholte sich, behielt aber ein leichtes Hinken im linken Hinterbein, so dass er nicht mehr in der Dressur eingesetzt werden konnte.

 

So kam er zum Showjumping - also dem Mächtigkeitsspringen (und wurde umbenannt in "Huaso"). Mit einem Stockmaß von nur 1,65 Meter (und als Vollblut) nicht unbedingt erste Wahl, aber er belehrte unter seinem Reiter Alberto Larraguibel alle eines Besseren: Er sorgte für einen bis heute ungebrochenen Weltrekord:

Gott sei Dank verletzte Huaso sich bei dem spektakulären (und wohl auch ein wenig verrückten) Sprung nicht. Mit dem Weltrekord hatte er sich seine Rente redlich verdient: Er wurde danach nicht wieder geritten, sondern durfte seine Zeit frei auf der Koppel verbringen, bis er gute zwölf Jahre später im stolzen Alter von 29 Jahren starb.

 

Der heutige Hallen-Hochsprungrekord (über eine Mauer wie oben beschrieben) liegt bei 2,35 Metern und wurde im Jahr 1991 von Franke Sloothaak aufgestellt.

 

Mächtigkeitsspringen gibt es natürlich auch in "kleinerer" Form auf Springturnieren - mit Hindernis-Höhen, die in einem Rahmen liegen, dass ein Pferd sie noch gut bewältigen kann. Auch diese Sportart sieht aber nicht nur gefährlich aus - sie ist es auch. Und wir sind ziemlich froh, dass die Hindernisse bei unserem Neujahrsspringen nur so hoch sind, dass wir sie auch "zu Fuß" überwinden können - wie ihr gestern auf unserer Instagram-Seite sehen konntet.

 

Zur Erholung unserer (und eurer) angespannten Nerven nach diesen Hindernis-Höhen haben wir einen ganz anderen Hindernis-Wettbewerb herausgesucht. Im Vergleich zu einer Höhe von 2,47 Metern sind diese Hindernisse für uns absolut überschaubar - die kleinen Teilnehmer leisten aber trotzdem viel, um sie zu überwinden:

Wir hoffen, dass euch unser heutiger Ausflug in luftige Höhen gefallen habt und ihr auch morgen wieder dabei seid, wenn es ums Neujahrsspringen geht. Wir begeben uns noch einmal auf den Pferderücken - dann allerdings in der "Anfänger-Version" des Neujahrsspringens, wie sie auch am 1. Januar ab 16.00 Uhr bei uns auf dem Wiesenhof stattfinden wird - denn schließlich wollen wir, dass jeder mitmachen kann!

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