Herzlich Willkommen zu Teil 2 unserer Serie rund um das Thema Neujahrsspringen! Waren wir gestern noch im Skisport (wenn auch teilweise mit Pferd) unterwegs, geht es heute um das klassische Springreiten. Neujahrsspringen gibt es in vielen Reitvereinen - und in ungefähr ebenso vielen unterschiedlichen Varianten. Schon allein das Datum variiert: Theoretisch kann sich erst einmal alles "Neujahrsspringen" nennen, was tatsächlich an Neujahr, also am 1. Januar, ausgetragen wird - es gibt aber auch Neujahrsspringen, die zum Beispiel auf eines der ersten Wochenenden im neuen Jahr gelegt werden, um dort als klassisches Reitturnier ausgetragen zu werden.
Entgegen aller spöttischen Kommentare, dass Reiten doch kein Sport sei und das Pferd schließlich alle Arbeit mache, möchten wir euch zuerst einmal zeigen, dass - genauso wie Skispringen - auch Reiten gar nicht so einfach ist. Wie schon in unserem gestrigen Beitrag greifen wir dazu auf einen Selbstversuch von Stefan Raab (der nicht zum ersten Mal auf dem Pferd sitzt, aber immerhin zum ersten Mal springt) zurück:
Also: Auch hier bitte nicht einfach nachmachen! ;-) Da muss man vorher schon ein wenig üben, selbst wenn nur kleine Hindernisse "im Weg" stehen.
Für Starter in einem Springturnier - egal, ob als Neujahrsspringen oder zu einem anderen Zeitpunkt - gibt es verschiedene Schwierigkeitsgrade, sogenannte Klassen. Allen gemeinsam ist, dass es sich bei den Hindernissen um Steil- oder Hochweitsprünge handeln kann, die einzeln oder als Kombinationen aufgestellt werden. Wer gewinnt, hängt von der ausgeschriebenen Prüfung ab: Es geht nach Fehlerpunkten, nach Zeit oder einer Kombination aus beidem.
Wird rein nach Fehlerpunkten gewertet, werden für den Abwurf einer Stange bei einem Hindernis 4 Fehlerpunkte aufgerechnet. Sind am Ende der Prüfung mehrere Starter fehlerfrei, gibt es ein sogenanntes "Stechen", bei dem noch einmal - meist in einem verkürzten Parcours - gesprungen wird. Dann wird als Bewertungskriterium häufig eine Kombination aus Fehlerpunkten und Zeit gewählt, um in der "zweiten Runde" einen Sieger zu ermitteln. Wird nach Zeit gewertet, erhalten Reiter und Pferd für einen Abwurf eine Zeitstrafe, die auf ihre Zeit aufgerechnet wird. Es gibt diverse Kombinationen und Wertungsmöglichkeiten - wenn ihr euch dafür interessiert, könnt ihr zum Beispiel hier bei Wikipedia die verschiedenen Varianten von Springprüfungen nachlesen.
Je nach Klasse sind nach der Leistungsprüfungsordnung (LPO) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), dem Regelwerk für nationale Turniere der verschiedenen Pferdesportarten in Deutschland, verschiedene Mindest- und Höchstmaße zugelassen:
Klasse | Höhe in cm | Weite in cm |
Hinderniszahl (Halle / mindestens) |
Hinderniszahl (im Freien / mindestens) |
E | 80 - 90 | 75 - 105 | 6 | 7 |
90 - 100 | 85 - 115 | 6 | 7 | |
A** | 100 - 110 | 95 - 125 | 6 | 7 |
L | 110 - 120 | 105 - 135 | 7 | 8 |
M* | 120 - 130 | 115 - 145 | 8 | 9 |
M** | 130 - 140 | 125 - 155 | 9 | 10 |
S* | 135 - 145 | beliebig | 9 | 10 |
S** | 140 - 150 | beliebig | 9 | 10 |
S*** | 145 - 155 | beliebig | 10 | 11 |
S**** | 150 - 160 | beliebig | 10 | 11 |
Um euch den Höhenunterschied einmal ganz deutlich zu zeigen, haben wir euch zwei Videos herausgesucht - links könnt ihr euch ein E-Springen anschauen, rechts ein S***-Springen:
Seit dem Jahr 1900 ist Springreiten olympische Disziplin. Auch in der Mannschaft wird geritten - bei Olympia seit dem Jahr 1920. Bis zu den olympischen Spielen in Mexiko-Stadt im Jahr 1968 bestand eine Mannschaft aus drei Reitern. Alle drei Ritte gingen in das Endergebnis ein. Schied ein Reiter aus, war die Mannschaft aus dem Rennen. Das führte 1932 in Los Angeles dazu, dass keine Mannschafts-Medaille vergeben werden konnte - keine einzige Mannschaft kam komplett ins Ziel. Seit 1972 und den olympischen Spielen in München besteht eine Mannschaft aus vier Reitern, von denen die drei besten Ergebnisse gewertet werden.
Springreiten muss man übrigens nicht unbedingt auf einem Pferd - es gibt auch Mädchen, die es mit einer Kuh probieren:
Dabei muss es ja gar nicht immer gleich ein eigenes Pferd sein - gerade bei uns im Rhein-Main-Gebiet gibt es jede Menge Reitschulen und Reitvereine, bei denen man ohne eigenes Pferd in den Sattel steigen kann (so wie bei uns zum Beispiel). Ist vielleicht auch ganz sinnvoll, denn schließlich gibt es bei uns nicht so arg viele Kühe... Jedenfalls ist das vielleicht die bessere Lösung - sicher ist nicht jede Kuh so springbegeistert wird diese hier!
Um noch einmal auf unser gestriges Thema zurückzukommen: Seit 1997 gibt es eine Sportart, die sich "Offroad-Kjöring" nennt. Diese ist ähnlich wie das gestern schon vorgestellte Skijöring - nur nicht auf Skiern, sondern auf Rollerblades. Die Skater nutzen eine spezielle Offroad-Version davon und werden nicht von einem Rennpferd, sondern von einem Springpferd gezogen. Dabei wird ein Parcours überwunden, der aus verschiedenen Hindernis-Typen besteht. Für die Reiter gibt es, wie in einem normalen Springparcours, Steil- und Hochweitsprünge. Seitlich am Hindernis angebracht sind spezielle Rampen für die Skater. Je nach Parcours-Aufbau springt am Hindernis nur der Reiter, nur der Skater oder auch mal beide. Für die Skater gibt es zusätzlich Slalom-Hindernisse. In diesem neuen Sport werden in der Schweiz schon Meisterschaften ausgetragen:
Und so endet unser heutiger Beitrag rund ums Neujahrsspringen schon wieder mit einer ganz ungewöhnlichen Pferdesportart... Morgen geht's weiter, erneut mit einer Variante des Neujahrsspringens auf dem Pferderücken. Bleibt dran und schaut morgen wieder bei uns auf Twitter vorbei!
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